Freitag, 27. März 2015

 Energiegeladene Impro-Show der 6. Staffel

Am Montag  16. März präsentierte sich die 6. Staffel der Jugendbegleiterausbildung ABENTEUER VIELFALT. Rund 50 Zuschauerinnen und Zuschauer bekamen eine energiegeladene Impro-Show zusehen und fanden das "großartig", "witzig" und "unglaublich kreativ".
Bild und Text: Andreas Entner

Freitag, 13. Februar 2015

Auf zu neuen Ufern

Patricia Masibay hinter die Kamera in 2010 bei einer Probe für die erste öffentliche Präsentation der erste Staffel von Abenteuer Vielfalt.

Mitbegründerin Patricia Masibay verlässt Abenteuer Vielfalt 

Patricia Masibay ist eine der Mitbegründerinnen des Projekts Abenteuer Vielfalt. Sie hat die ersten fünf Jahre intensiv im Team gearbeitet, um das Projekt durchzuführen und voranzutreiben. Der Umzug nach Stuttgart lässt sie nun ihre Tätigkeiten für Abenteuer Vielfalt abgeben.

„Durch meine unterschiedlichen Verantwortlichkeiten im Projekt habe ich Abenteuer Vielfalt geplant, erklärt, beschrieben, fotografiert und erlebt! Für mich waren es immer spannende Zeiten. Zudem habe ich diesen Abenteuer Vielfalt-Blog erstellt und so informiert, berichtet, erzählt und dokumentiert – all das mit viel Herzblut und Freude.

Doch dann hat es mich 2012 beruflich nach Stuttgart gezogen und ich musste Abenteuer Vielfalt von der Ferne aus begleiten. Dies wurde aber im Laufe der Zeit schwieriger, so dass ich mich – mit einem lachenden und einem weinenden Auge – schließlich entschlossen habe, meine Zuständigkeiten und Tätigkeiten an das Abenteuer Vielfalt Team in Schwäbisch Hall abzugeben. Das lachende Auge, weil ich mich gerne an die unzähligen Begegnungen mit den jungen Menschen, die wir als Jugendbegleiter ausgebildet haben, erinnern werde und an das tolle Team mit dem wir dieses Projekt aus dem Nichts heraus aufgebaut haben. Das weinende Auge steht natürlich für meine Trauer darüber, dass ich nicht mehr aktiv bei Abenteuer Vielfalt mitgestalten werde.

Bedanken möchte ich mich bei allen, die sich in diesem Projekt engagiert haben. Viele Mitmacher und Unterstützer habe ich ja in den Blog-Einträgen schon vorgestellt. Aber nicht den, der mich inspiriert hat, den Blog für das Projekt überhaupt anzufangen: Mathias Klüver, PR-Profi und toller Mensch zugleich! Seine schnelle, unkomplizierte, freundliche und professionelle Art, ehrenamtlich mit Rat und Tat zu Seite zu stehen, hat mir geholfen, Blog-Einträge und Pressemitteilungen zu erstellen, die dann oft auch in den lokalen Zeitungen zu lesen waren.

Dem Projekt Abenteuer Vielfalt in Schwäbisch Hall wünsche ich weiterhin gutes Gelingen und immer wieder Neues, Spannendes und Vielfältiges. Teil des Konzepts vom Abenteuer Vielfalt ist ja, diese einzigartige Projekt nachhallen zu lassen: Abenteuer Vielfalt sollte man auch wo anders erleben können. Und wer weiß, mit all den Erfahrungen, die ich in diesem Projekt sammeln konnte, lässt sich bestimmt auch in meiner neuen Heimat Stuttgart etwas auf die Beine stellen.“


Foto: Jannik Weiße

Mittwoch, 12. November 2014

Eine starke Staffel zum sechsten Mal!

Das Bild zeigt die Stärke und Enthusiasmus der Teilnehmenden und des Projekt-Teams (Ana Thalacker, Farnaz Schaefer, Rainer Möck und Andreas Entner).

Die 6. Staffel Abenteuer Vielfalt ist gestartet und 14 hoch motivierte Jugendliche freuen sich auf die JugendbegleiterIn-Ausbildung. „Eine große Gruppe unterschiedlicher junger Menschen“, sagt Andreas Entner (Dozent für Theaterpädagogik bei Abenteuer Vielfalt) „die vom ersten Moment an mit einer enormen Spielfreunde dabei sind.“ Sein Kollege Rainer Möck der seit Beginn des Projekts Abenteurer leitet bemerkt: „Die haben so viel Spaß am ausprobieren… Das ist der Wahnsinn!“

Bei Abenteuer Vielfalt bekommen die 8 Mädchen und 6 Jungs Grundlagen der Theaterpädagogik und interkulturelle Ansätze vermittelt, sie begegnen anderen und sich selbst auf neuen Wegen und haben gemeinsam vor allem eins… Spaß.

Im Anschluss an die Ausbildung werden die neuen JugendbegleiterInnen ihre Fähigkeiten an Grundschulen unter Beweis stellen.

Samstag, 20. September 2014

Sei dabei: Meldet Euch am Sonntag für die 6. Staffel Abenteuer Vielfalt beim Haller Freundschaftstag an!

 Gerry Müller-Karschin, Abenteuer Vielfalt Staffel 4 Absolvent beim Haller Freundschaftstag in 2013 mit Schreibkünstlern und Mitgliedern des Internationalen Frauenkreises Nassrin Chalehchaleh (links) und Haeyoung Gebert-Lee. Dieses Jahr gibt es wieder eine Kalligrafie Aktion. Gegen eine Spende können Sie ihren Namen in koreanischer oder persischer Schrift schreiben lassen. Bild: IFK
Abenteuer Vielfalt Staffel 2014/2015: Anmeldung am Sonntag, den 21. September 2014 am Stand des Internationalen Frauenkreises Schwäbisch Hall.

Die sechste Staffel des interkulturellen Ausbildungsprojekts „Abenteuer Vielfalt“ beginnt am 7. Oktober 2014!


Anmeldung am 21. September beim Freundschaftstag (am Stand des Internationalen Frauenkreises Schwäbisch Hall)
Der Internationale Frauenkreis ist wieder dabei und lädt herzlich ein! Dieses Jahr mit Programm und Köstlichkeiten aus Portugal: Pasteis de Nat, Croquetes de Bacalhau und Rissois de camarao (Garnelen). Außerdem gibt es weitere feine internationale Delikatessen: persischen Berberitzen Reis mit Mandeln und Safran und Kabab, vier koreanische Spezialitäten und mexikanische Tacos und Burritos. 

Neben leckerem Essen bieten wir Jugendlichen im Alter zwischen 15 und 20 die Möglichkeit, sich für das Abenteuer Vielfalt Projekt anzumelden. Am Stand können sie mit Absolventen des Projekts sprechen. 


Abenteuer Vielfalt 6 (2014/15)
Ausbildung dienstags von 16.45 bis 18.45 Uhr
Start am 7. Oktober 2014, Laufzeit bis März 2015
Volkshochschule Schwäbisch Hall, Haus der Bildung (beim Kocherquartier)
Praxisteil als Jugendbegleiter/in in einer Haller Grundschule zwischen April und Juli 2014

Weitere Anmeldungsmöglichkeiten: zu Beginn der Ausbildung am 07. Oktober in der VHS (3. OG Bewegungsraum). Du kannst auch eine kurze E-Mail an m.miara@vhs-sha.de schreiben mit deinem Namen, deinem Alter, deiner Telefonnummer und gib als Betreff: „Abenteuer Vielfalt 6“ an.


Seit 2009 treffen sich Jugendliche mit vielfältigen Hintergründen, Interessen und Erfahrungen in dem Projekt Abenteuer Vielfalt. Sie nehmen teil um etwas Neues zu erfahren, um Theaterarbeit kennen zu lernen oder ihre Erfahrungen in diesem Bereich zu vertiefen, oder auch weil sie mit Kindern arbeiten wollen. Alle bisherigen Teilnehmer/innen haben in der Ausbildung interessante Leute kennengelernt, neue Kontakte geknüpft und tolle Freunde gefunden. Sie haben unerwartete Fähigkeiten in sich entdeckt und andere gestärkt und vor allem Spaß gehabt!




Samstag, 9. August 2014

Neue qualifizierte Jugendbegleiterinnen!

Von links: Zora Verleger und Aline Schmidt (Absolventinnen), Ana Thalacker, Andreas Entner, Farnaz Schaefer und Rainer Möck (Team), Janna Krüger und Alina Janz (Absolventinnen). Foto: J. Schmidt/IFK

Nach insgesamt neun Monaten Ausbildung haben am 22. Juli 2014 haben die Absolventinnen der fünften
Staffel ihre Zertifikate entgegen genommen. Beim gemütlichen Zusammensitzen wurde über die bestandene theoretische Teil der Ausbildung und über die bisherigen Erfahrungen der praktischen Arbeit in Schulen gesprochen. Leider konnten nicht alle Mitglieder dieser Staffel dabei sein, was wir sehr bedauert haben. Wir wünschen allen „frisch gebackenen“ Jugendbegleiter/innen alles Gute für ihren weiteren Weg.

Die sechste Staffel startet am 7. Oktober 2014. Jugendliche zwischen 15 und 20 Jahre können sich jetzt schon bei der Volkshochschule per E-Mail anmelden. Bitte die E-Mail unter Angabe von Name, Alter, Telefonnummber und dem Betreff: „Abenteuer Vielfalt 6“ an m.miara@vhs-sha.de senden. Die Teilnahme ist kostenlos.


Freitag, 18. Juli 2014

Absichtliche Missverständnisse! Wir stellen die interkulturelle Trainerin Andrea Wanner vor.

Andrea Wanner in ihrem Büro an der Volkshochschule Schwäbisch Hall. Sie ist Fachbereichsleiterin für Kultur und die Werkstatt Kunst und leitet die Frauenakademie.
Seit Projektanfang 2009 war Andrea Wanner mit Patricia Masibay verantwortlich für die interkulturellen Einheiten im Programm. 2013, nach vier erfolgreichen Staffeln widmete Andrea Wanner sich neuen Herausforderungen, und die Zeit ist seitdem so schnell verflogen, dass wir sie erst jetzt richtig vorstellen können. Darum hat Patricia Masibay sich noch einmal mit Andrea Wanner zum Gespräch getroffen. 


2014 feiert Abenteuer Vielfalt sein fünfjähriges Jubiläum. Das interkulturelle Theaterprojekt hat viele Facetten und ambitionierte Ziele. Der Unterschied und gleichzeitig die Besonderheit dieser Ausbildung zum/zur Jugendbegleiter/-in ist der praxisorientierte Schwerpunkt auf Interkulturalität. Ein solches Programm wird erst möglich durch Teammitglieder, die neben Begeisterung und Offenheit auch die Erfahrung und Kenntnisse über interkulturelle Kompetenz mitbringen und transportieren können. “Sie hat die ersten Steine für die interkulturellen Einheiten gelegt” sagt Projekt-Mitgründerin Farnaz Schaefer über Andrea Wanner. “Mit viel Ruhe und Fachwissen öffnete sie Augen. Vielleicht wäre es ohne Andrea nie so weit gekommen – und das wäre schade”, fügt Theaterpädagoge Andreas Entner hinzu.

Andrea Wanner wurde in Stuttgart geboren und lebt seit mehr als 20 Jahren in Schwäbisch Hall. Sie ist mit einem Lehrer verheiratet und hat drei – inzwischen erwachsene – Söhne. Sie ist Fachbereichsleiterin an der Volkshochschule für Kultur und für die Werkstatt Kunst und leitet die Frauenakademie. In ihrer Freizeit ist sie gern mit ihrem Mann unterwegs, um Neues kennenzulernen, und verbringt viel Zeit mit Lesen.


Was bedeutet Vielfalt für dich?
„Vielfalt ist ein zentraler Begriff für mich: Die Welt ist voller Dinge, Menschen, Situationen. Sie alle haben ihre Daseinsberechtigung. Ich kann erst mal schauen und muss nicht gleich bewerten. Ich kann Dinge stehen lassen. Ich kann mich darauf einlassen oder nicht. Vielfalt ist, was um mich herum passiert. Ich habe mir Dinge ausgesucht, habe mein Leben. Andere tun andere Sachen. Ich muss nicht gleich entscheiden, was besser ist, was richtig ist oder eher zum Ziel führt. Ich lasse mich auf die Menschen ein und nehme sie an, wie sie sind.

Das hat nicht nur mit der interkulturellen Vielfalt zu tun, sondern es fängt gleich bei meinen Nachbarn an, die anders leben als ich, und auch bei meinen Kollegen und Freunden – und das ist unglaublich bereichernd. Und das wird auf die interkulturelle Dimension erweitert. Ältere, jüngere Menschen, Leute mit anderen Berufen und Erfahrungen, Menschen aus anderen Ländern oder Menschen, die woanders gelebt haben. All das zusammen macht Vielfalt aus, und das genieße ich total: bei meinen Begegnungen mit ihnen und ihren Erzählungen und besonders beim interkulturellen Essen.“


Wo hast du interkulturelle Begegnungen erfahren?
„Die Begegnung mit Vielfalt hat bei mir sehr früh in der Schule angefangen: In der dritten Klasse war ein neues Mädchen zu uns gekommen. Sie hieß Kanan Sisa. Wir dachten an Sissi aus den Filmen und nannten sie ein Schuljahr lang Sisa. Am Ende des Schuljahrs ging sie wieder, und es hat sich herausgestellt, dass Sisa eigentlich ihr Familienname war, und ihr Vorname war Kanan. Ich war damals acht Jahre alt, und ich war furchtbar traurig. Ich fand es schrecklich, dass wir das nicht wussten und sie ein Jahr lang falsch angeredet haben, weil sich niemand darum gekümmert hat. Solche kleinen Erfahrungen habe ich mein Leben lang gesammelt und immer wieder gefühlt, es passte nicht.“


Wie ging es weiter?
„Über interkulturelle Unterschiede nachzudenken, habe ich ganz konkret im Studium begonnen. Ich bin für ein Semester nach England gegangen. In Manchester lebte ich in einer kulturell bunt gemischten Wohngemeinschaft. Die ganze Welt war auf engstem Raum vertreten, und wir saßen Abende und Nächte lang zusammen. Es gab eine Fritteuse, wo die Bananen reinkamen und die Eier und die Kartoffeln und die Würste und alles nacheinander. Es hat Spaß gemacht zu beobachten, dass alle anders sind, alle auf unterschiedliche Dinge anders reagieren, und es trotzdem ganz viele Gemeinsamkeiten gibt. Für mich war es wieder ein Sammeln von Momenten, und dann dachte ich, man könnte noch mehr tun: Man könnte sich doch zu dem persönlichen Erleben theoretische Hintergründe verschaffen. Es hat mich interessiert, ob es einen Überbau gibt zu dem, was ich tue und was ich gerne tun möchte.“


Wie hat dein Studium der Literaturwissenschaft dazu beigetragen?
„Ich habe deutsche, englische und amerikanische Literatur studiert. Das Studium der Literatur ist schon an sich ein Beschäftigen mit unterschiedlichen Kulturen und unterschiedlichen Ansätzen. Es ist auch immer wieder ein Spüren und Entdecken, dass es vieles gibt, was die Menschen in allen Zeiten überall auf der Welt vereint.

Ich habe viel gelesen, aber für die Frage nach interkultureller Kompetenz und Vielfalt habe ich bisher keinen Autor gefunden, der alleine die Antwort auf den Punkt gebracht hätte. Ich denke, alles liegt immer in der Vielfalt begründet, nie im Einzelnen. Es puzzelt sich zusammen. Das ist spannend. Ich glaube, es ist die Offenheit, nie zu sagen: ,Das ist es!’ , sondern: ,Ah, das gibt’s auch noch!‘ Diese Offenheit ist für mich das, was interkulturelle Kompetenz ausmacht: Man bleibt offen und ist in der Lage, angemessen zu interagieren.“


Wie passt für dich das Improvisationstheater zum Projekt Abenteuer Vielfalt?
„Das Mittel ‚Theater‘ ist optimal für Abenteuer Vielfalt und interkulturelle Kompetenz. Man erzeugt eine eigene kleine Realität, steht auf einmal mittendrin und kann es erleben. Es ist wie im wahren Leben, und doch ist es das nicht. Man hat einen ‚Ausprobier-Raum‘, einen Spielraum, und kann sich da auf Dinge einlassen, die draußen in einem anderen Maßstab genauso passieren könnten.

Unser Leben erfordert ständiges Umdenken, Reagieren, neue Pläne, und deshalb denke ich, das Improvisationstheater ist das, was der Realität am nächsten kommt.“


Wie hast Du von diesem Projekt gehört, und warum hast Du dich entschlossen mitzumachen?
„Ich war Dozentin an der Volkshochschule für Deutsch als Fremdsprache, hatte mich in einer Fortbildung intensiv mit interkultureller Kompetenz beschäftigt und wurde gefragt, ob ich das nicht probieren wollte – zumal (jetzt muss ich aus der Rolle fallen) wir beide uns zu diesem Zeitpunkt ja schon kannten, und es schnell klar war, dass wir ähnliche Vorstellungen hatten und gemeinsam ein Konzept für den interkulturellen Part der Ausbildung auf die Beine stellen würden.


Was war dein persönlicher Ansatz bei Abenteuer Vielfalt?
„Interkulturelle Kompetenz aus der Theorie in die Praxis zu holen, um Jugendliche damit zu packen, fand ich von Anfang an spannend. Ich dachte sofort an meinen eigenen Erfahrungshorizont und an den der jungen Abenteurer, um dann die richtigen Fragestellungen in Einheiten vermitteln zu können. Der spielerische Ansatz, nämlich einen Rahmen zu schaffen, in dem exemplarisch kleine Situationen nachgestellt werden, die im Großen auch funktionieren, hat unsere Jugendlichen direkt erreicht. Man kann das Gefühl von Zugehörigkeit oder das Gefühl, Außenseiter zu sein, künstlich durch ein Spiel hervorrufen, und die Teilnehmenden können unmittelbar erleben und vergleichen, wie sich beides anfühlt. Ich glaube, es ist uns in unseren Einheiten von Anfang an gut gelungen, über Spiele kleine Realitäten zu konstruieren und dabei auf Dinge einzugehen, die tatsächlich interkulturelle Kompetenz ausmachen: Absichtliche Missverständnisse durch die Spielanlage zu provozieren, die genau das zur Folge haben, was im wahren Leben bei Missverständnissen auch passiert.“


Was denkst du über den Erfolg von Abenteuer Vielfalt?
„Bei dem Fokus, der auf Theater und Theaterspielen lag, glaube ich, dass das Nachdenken über kulturelle Unterschiede bei den Teilnehmenden schon etwas in Gang gesetzt hat: Dass ich meinen Ethnozentrismus ablegen muss, wenn ich einen kulturell anders Denkenden verstehen möchte. Ich kann nicht davon ausgehen, dass meine Kultur die richtige ist, und dass ich weiß, wie alles geht. Man muss sich überwinden und sich öffnen.

Ich habe beobachtet, dass alle Jugendlichen, die sich wirklich darauf eingelassen haben, sich selbst zum einen bestärkt gesehen haben, zum anderen aber auch ihren Umgang mit anderen infrage gestellt haben. Dieses Innehalten und sich fragen: ,Was mache ich da? Das ist meine Sicht, wie könnte es der oder die andere sehen?’ ist einfach wichtig. Überhaupt ist es wichtig zu erkennen, dass wir eine Kultur haben, die uns prägt und die wir immer mit uns herumtragen, dass wir eine „Kulturbrille“ tragen. Und das oft unbewusst. Ich finde es wichtig, egal in welchem Alter, Vorurteile abzubauen und erst einmal immer und überall offen zu sein. Für mich war es das Ziel, bei den Jugendlichen diese Offenheit zu fördern, damit sie eine Haltung entwickeln konnten, die nicht gleich bewertet, in die Ecke drängt und dem anderen die Luft wegnimmt.“


Zum Abschluss: Was nimmst Du mit von Abenteuer Vielfalt?
„Ich habe für mich viel mitgenommen, jede einzelne Einheit war neu und aufregend. Ich habe über die Ernsthaftigkeit gestaunt, die die jungen Teilnehmenden an den Tag legten. Auf der anderen Seite haben wir viel gelacht und Spaß gehabt. Es war VIELFÄLTIG und einfach gut. Ich hoffe, dass es sich genau in dieser Art noch Nachhaltigkeit weiterentwickelt, die wir für ein gutes Miteinander in dieser Stadt, diesem Land, auf dieser Erde brauchen. Und ich freue mich, dass das Projekt weiter läuft und junge Menschen erreicht. So ein leises Bedauern, dass ich nicht mehr mit dabei bin, gibt es natürlich auch. Aber alles hat seine Zeit, und ich beobachte Abenteuer Vielfalt weiter und wünsche dem tollen Projekt und allen, die es tragen, weiterhin viel Erfolg.“


Andrea Wanner (rechts) macht mit Farnaz Schaefer eine kurze Vorstellung des Projekts vor der öffentlichen Aufführung der Abenteurer aus Staffel 3 (2011-2012). Foto: ©Freilichtspiele/Jürgen Weller Fotografie (fls) 

Andrea Wanner leitet eine Übung über sichtbare und unsichtbare Eigenschaften bei der ersten Staffel (2009-2010) des Projekts Abenteuer Vielfalt ein.


Fotos: Patricia Masibay

Freitag, 16. Mai 2014

Vielfalt ist überall und alles ist anders! Ein Gespräch mit Alina und Leon


Zum fünften Mal des Projekts Abenteuer Vielfalt kommt wieder eine Mischung von vielfältige Teilnehmenden zusammen. Mareike König sprach mit Alina Janz und Leon Reich und stellt sie vor:

Die Stimmung entscheidet
Auf die Frage womit Alina Janz (16) aus Hessental und Leon Reich (15) aus Schwäbisch Hall gerne ihre Zeit verbringen, antworten beide, dass dies sehr stimmungsabhängig sei. So richtet sich Alina nach der Jahreszeit bei der Wahl, welchem Buchgenre sie sich widmen soll. Im Winter liest sie gerne Thriller mit „Mord und Totschlag“ und im Sommer lieber Romane mit Liebesgeschichten. Neben Lesen verbringt sie ihre Zeit aber auch mit Schwimmen oder Basketball spielen.

So entscheidet auch Leon, ob er eher in der Stimmung am Computer, X-Box, oder Playstation spielen ist, oder ob er lieber mit Freunden auf den Fußballplatz geht. Auch bei Filmen sind sich die beiden einig, je nachdem wie man gerade drauf ist, schauen beide gerne Komödien, Actionfilme oder auch mal einen Horrorfilm, besonders gerne schaut Leon aufwendige Actionfilme wie Avatar. 

Erfahrungen mit Theater
Leon kam bis zum Abenteuer Vielfalt Programm kaum in Berührung mit Theater. Einmal besuchte er den Freilichtspielen, fragte sich aber warum man ausgerechnet auf einer Treppe spielen muss. Es ist weder richtig dunkel, noch ist es besonders bequem die ganze Zeit nach oben schauen zu müssen.
Alina hingegen hat schon Stücke auf der großen Treppe angesehen und auch Stücke vom Jugendensemble. Ausserdem hat sie schon in der Grundschule bei drei Theaterstücken mitgewirkt. „Mein Schulranzen und ich waren die Hauptfiguren, einmal war ich Winnetou und einmal ein Fuchs“ erinnert sie sich an das Erlebnis. Auch in der weiterführenden Schule spielt sie Theater und manchmal sogar  in der Kirche zum Beispiel bei der Kinderbibelwoche. 

Vielfalt ist überall und alles ist anders
Für Leon ist die Antwort auf die Frage, was Vielfalt für ihn bedeutet, kurz aber eindeutig: „Ist überall.“ Alina antwortet ausführlich: „Es ist nicht alles gleich: Menschen, Farben, Wesenszüge, jeder– alles ist anders. Meine Eltern kommen aus Russland, da sind bei uns andere Dinge üblich; zum Beispiel essen wir viel Fleisch, das ist normal für uns, doch  hier fällt es auf. Andere, deren Eltern auch von woanders kommen, verstehen das.“ Für Alina ist Vielfalt etwas Positives: „Wäre ja sonst langweilig. Zum Beispiel ist es interessant, wenn man Leute erst mal kennenlernen muss, es ist ja oft nicht wie es scheint.“ 

Da stimmt auch Leon zu: „Jeder Mensch ist anders vielfältig, hat andere Interessen, es gibt niemanden doppelt. Manchen ähnelt man zwar oft ziemlich stark, aber es gibt immer Unterschiede.“ Auch für Leon ist Vielfalt ein positiv besetzter Begriff. Problematisch findet er es, wenn jeder zwanghaft probiert auf eigene Art und Weise vielfältig zu sein. Alina findet, dass sich Menschen oft zu schnell eine Meinung über andere bilden. Es kommt schnell zu Vorurteilen, um die Vielfalt irgendwie zu Kategorisieren. Das ist für sie die Gefahr von Vielfalt. 

Das Projekt „Abenteuer Vielfalt"
Zwar kannten sich die beiden vorher nicht, sind aber auf dieselbe Weise darauf aufmerksam geworden. Als Leon am Haller Freundschaftstag von einem Abenteuer Vielfältler der letzten Staffel von dem Projekt hörte, war er zuerst skeptisch. Doch sein Freund Moritz überzeugte ihn, mit ihm zusammen wollte er gerne mitmachen Er erzählt von dem ersten Tag: „Die erste Stunde war einheitlich, freundlich, spaßig, die Spiele, das Reden war überraschender Weise gar nicht so langweilig. Es war kein stumpfes Theater, ich bekam Lust auf mehr.“

Durch das Projekt Abenteuer Vielfalt hat Leon gelernt, eine Gruppe  als etwas Positives wahr zu nehmen. „eine neue Gruppe muss nichts schlechtes sein, man lernt sich kennen“ Außerdem meint Leon nun bei manchen Sachen ernster bleiben zu können als zuvor. Er hat erkannt, dass zusammen arbeiten besser funktioniert, wenn man sich an gewisse Regeln hält. 

Auch Alina ist zusammen mit ihrer Freundin zum Projekt gekommen. Sie hat großes Interesse an Theater spielen und mag es mit Kindern zusammen zu arbeiten. „Zunächst war ich schüchtern und skeptisch und habe den Sinn gesucht.“ Doch nach und nach gewann sie mehr Selbstbewusstsein. Das kennenlernen von fremden Leuten war dann keine Schwierigkeit mehr. „Wenn alle am selben interessiert sind, geht es schnell. Das besondere Theaterfeeling war da: was Bescheuertes machen, sich in jemanden hineinfühlen, Emotionen austesten, das macht großen Spaß.“ Durch Abenteuer Vielfalt fiel es Alina auch einfacher vor anderen zu sprechen. Neben neuen Leuten lernte sie Neues bei den interkulturellen Einheiten. „Jeder sieht Dinge anders und geht anders mit Dingen um, darüber muss man sich klar werden, wenn man mit verschiedenen Menschen zusammen arbeitet.“ 

Wie wird es wohl weitergehen
Alina ist nun Jugendbegleiterin in der Grundschule Hessental, diese hatte sie selbst besucht und kennt daher auch viele Kinder aus der Gemeinde. Gerne würde sie weiterhin Theater spielen: „man braucht diese Abwechslung vom Alltag, alles vergessen, was sich draußen abspielt, es macht Spaß an einer Sache dran zu bleiben und neue Leute kennen zu lernen.“

Leon weiß noch nicht, ob er weiterhin etwas mit Theater macht:. „Ja, eher nicht. Hat schon Spaß gemacht, aber ich bin nicht so der Planer, ich weiß nicht, was ich am nächsten Tag mache. Lust hätte ich schon.“



Text und Foto: Mareike König